Wir bieten

Aktionen

Durch bundesweit realisierte Aktionen werden Menschen im Umgang mit betroffenen Eltern für deren Situation und besondere Bedürfnisse sensibilisiert.

Aktuelle Aktionen

© Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ e.V.

Elternmappen für deutsche Geburtskliniken

Mit dieser Aktion wollen wir allen deutschen Geburtskliniken eine Elternmappe als Kennenlernexemplar anbieten. Unsere Elternmappe unterstützt Eltern und Klinikpersonal dabei, einen würdevollen Umgang mit und guten Abschied von den kleinsten verstorbenen Kindern zu ermöglichen. Dadurch wird einerseits der Grundstein für einen gesunden elterlichen Trauerprozess gelegt und andererseits den professionellen Helfern eine wertvolle Arbeitshilfe an die Hand gegeben.

Der Tod des Kindes während der Schwangerschaft oder kurz nach der Geburt trifft die Eltern meist völlig unvorbereitet. In dieser von Hilf- und Machtlosigkeit geprägten Zeit sind die Eltern auf begleitende und unterstützende Hilfestellung durch Klinikpersonal, Ärzte, Hebammen und Seelsorger angewiesen. Die Elternmappen können den professionellen Helfenden beim Herantreten an frisch Betroffene Eltern eine Hilfe sein. Es ist eine Geste des Mitgefühls, des Verständnisses und der Würdigung der Trauer, den Eltern eine unserer Mappen zu schenken.

Unsere Elternmappen enthalten alle wichtigen Erstinformationen für die frisch betroffenen Eltern, auch unsere Broschüre Hinweise zu Bestattungsmöglichkeiten, die neben Gedankenanstößen zur Bestattung auch auf das aktuelle Bestattungsrecht der Bundesländer eingeht. Darüber hinaus enthält jede Elternmappe ein Namenskärtchen ähnlich einer Geburtsurkunde für das verstorbene Kind und eine Zusammenstellung aktueller Literatur.

Die Helfenden können die Eltern dazu anregen, in der Mappe weitere persönliche Erinnerungsstücke, wie z. B. das Foto des Kindes, Briefe ans Kind, Trauerkarten, eine getrocknete Blume vom Grab, zu sammeln. Das Zusammentragen und Aufbewahren von Erinnerungsstücken kann den Eltern beim Abschiednehmen von ihrem Kind helfen.

Vorangegangene Aktionen

Moseskörbchen (1994)
© Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ e.V.


Im Jahr 1994 wurde das Projekt „Moseskörbchen“ gestartet.

Die Initiative REGENBOGEN Glücklose Schwangerschaft“ e.V. verteilte in den Kreißsälen interessierter Kliniken sogenannte Moseskörbchen. Diese Körbchen haben ihren Namen nach dem kleinen Moses aus der Bibel. Moses überlebte – dank eines behütenden und beschützenden Körbchens.

Die Grundidee war folgende: Immer wieder wurden wir von Hebammen und Schwestern, aber auch Ärzten darauf angesprochen, dass es ihnen sehr schwer falle, ein totes Neugeborenes – gerade, wenn es sehr klein war – den Müttern und Vätern zu überreichen. Andererseits überträgt sich diese Unsicherheit sehr auf die Eltern, die meist völlig unvorbereitet mit ihrem toten Baby konfrontiert werden. Aus dieser Situation heraus lehnen viele Betroffene es ab, ihr Kind anzuschauen bzw. in den Arm zu nehmen. Eine Entscheidung, die schon nach wenigen Wochen oder gar Tagen bereut wird, dann nämlich, wenn unweigerlich die Frage kommt: „Wie sah mein / unser Kind denn aus?”

Um hier eine Brücke zu schlagen, wurde nach einem Fortbildungsseminar in einer deutschen Klinik vom Pflegepersonal die Idee des Körbchens geboren und uns davon Kenntnis gegeben. Dieses Körbchen lässt den Eltern die Möglichkeit, sich langsam an ihr totes Baby heranzutasten, im wahrsten Sinn des Wortes. Die Körbchen sind mit einem Kissen ausgebettet, die Kinder zusätzlich in ein Moltontuch gehüllt, und so ist es nur eine Frage der Zeit, wann Eltern beginnen, das Tuch zu öffnen und sich ihr Kind anzusehen. Die Körbchen stehen entweder auf einem Stuhl neben dem Bett, auf der Bettdecke am Fußende, liegen neben der Mutter oder werden den Eltern direkt in den Arm gegeben. Sie haben nun so viel Zeit, wie sie möchten, sich mit ihrem Kind vertraut zu machen, es anzusehen, zu berühren, auf den Arm zu nehmen, gerade eben das, wonach ihnen zu Mute ist, ohne unter Zeitdruck zu stehen.

Der Weg in eine gesunde, konstruktive Trauer war gebahnt …

Klinikaktion (1998)


Im Frühsommer 1998 waren wir bei den Vorarbeiten für ein politisches Abendmagazin beteiligt. Es ging um die unterschiedlichen Bestattungspraxen in deutschen Bundesländern, und die zentrale Frage des Redakteurs war: Und was passiert mit den Babys, wenn die Eltern sie nicht beerdigen wollen oder gar können, weil ihnen die entsprechenden Informationen darüber fehlen?” Unser Hinweis, dass laut vielfachen Auskünften von Klinikpersonal diese häufig durch die Klinik entsorgt bzw. über die Klinik anonym beerdigt werden, ließ ihn nicht los, und tatsächlich stieß er bei seinen Recherchen dann auf eine Spur. Die Unterstützung durch das Sendeteam nahm die Initiative REGENBOGEN zum Anlass, noch einmal einen Vorstoß in Richtung Gesetzgebung durch Petitionen und durch Anschreiben zahlreicher deutscher Kliniken zu unternehmen, um diese Frage umfassend zu klären.

Auf die Frage Wo verbleiben totgeborene Babys unter 500 Gramm in Ihrem Haus?” erhielten wir viele Antworten, die nicht immer freundlich und ausführlich abgefasst waren. Entweder erfuhren wir, dass diese Kinder - ebenso wie Totgeborene, die von ihren Eltern nicht beerdigt werden sollten - in die Pathologie gegeben werden und der weitere Verbleib nicht bekannt ist, oder wir erhielten gar keine Antwort.

Die Kliniken, die umfassend die beruhigende Auskunft gaben, dass sie diese kleinen Kinder einer anonymen Bestattung zuführten, teils in hauseigenen Gräberfeldern, teils in von Stadt oder Gemeinde zur Verfügung gestellten Gräberfeldern, dienten uns schließlich als Beispiel dafür, eine Mustermappe zu erstellen. Diese Mappe sollte helfen, anderen Kliniken Wege aufzuzeigen, dieses traurige Ereignis für die Betroffenen zu einem würdigen Abschluss zu bringen. 

Aus unserer Praxis wissen wir, wie häufig Eltern nach Wochen, Monaten, ja auch nach vielen Jahren fragen, wo ihr Baby denn damals verblieben sei, als sie es der Klinik überlassen hatten, und die Antwort auf diese Frage ist nicht immer leicht gewesen. Nun hatten wir konkretere Angaben und konnten vielleicht helfen. 

Tatsächlich wurden nach längerer Vorbereitungszeit (viele Vorlagen wurden erarbeitet, fast zehntausend Kopien gefertigt, in Dokumentenhüllen eingetütet, diese wiederum in Mappen geheftet, viele hundert Anschreiben - möglichst auf jede Klinik passend zugeschnitten - geschrieben, eingetütet, etikettiert, freigestempelt und zur Post gefahren) im Januar 2000 über dreihundert Klinik-INFO-Mappen an die Kliniken versandt, denen wir neue Wege aufzeigen wollten.

Die Resonanz war erstaunlich: Hatten wir eigentlich mit Desinteresse oder gar mit weiteren Hinweisen, wir mögen uns nicht in interne Angelegenheiten mischen, gerechnet, so überraschten uns jetzt freundliche Briefe, in denen uns mitgeteilt wurde, dass sich die Situation vor Ort maßgeblich verändert hätte. Durch unsere Schreiben (häufig hatten wir eine Antwort angemahnt) war in so manchem Kopf ein Denkprozess in Gang gesetzt worden, und nicht wenige Kliniken bieten heute Eltern, die ihr Kind nicht selbst bestatten wollen, die Möglichkeit, auch Fehlgeborene anonym in Gräberfeldern beizusetzen. Unsere Mappen wurden bzw. werden mit Interesse gelesen, die Umsichtigkeit bei der Erstellung der Unterlagen gelobt und das Vorgeschlagene zunehmend umgesetzt.